Der Ruhe den Hof machen – Akustik in Innenhöfen

Innenhof als Naherholungsgebiet
© Shutterstock/jamestoehart
Beispielhafte Illustration der Innenhofsituation als begrüntes und beruhigtes Naherholungsgebiet.

In Gebäudeensembles und insbesondere Straßenschluchten, die als Mobilitätsflächen einen beträchtlichen Stadtraum einnehmen, scheint es zum gegenwärtigen Zeitpunkt schwierig, den Verkehrslärm zu reduzieren ohne gleichzeitig die Mobilität deutlich einzuschränken. Konflikte dieser Art waren ein wichtiger Anlass für das Symposium »Akustische Stadtgestaltung«. Ein bisher vernachlässigter Lösungsspielraum zur Reduzierung der Lärmbelastung besteht bei Innenhöfen, die durch Gebäude umschlossen und damit vom allgemeinen Straßenverkehr abgeschirmt sind. Allerdings dringt der Verkehrslärm durch Öffnungen und Durchgänge in den Innenhof ein und die meist schallharten Oberflächen führen zu vielfachen Reflexionen sowie zu einer Hellhörigkeit für jegliche Alltagsgeräusche.

Projektziele

Mit dem Ziel einer ganzheitlichen Aufwertung von Innenhöfen stehen in diesem Projekt die akustischen Eigenschaften und Funktionen im Vordergrund, um Nutzwert und Aufenthaltsqualität zu steigern. Für die Erarbeitung von Konzepten und konkreten Umsetzungsmöglichkeiten dient ein Beispielquartier in Stuttgart. Unterstützt durch orientierende Messungen vor Ort gehen theoretische Betrachtungen und akustische Simulationen in die Lösungsfindung ein. Kern des Ansatzes ist die akustisch motivierte, aber bauphysikalisch multifunktionale Gestaltung von Bauteilen und Oberflächen, die aktuelle Ergebnisse und Entwicklungen aus dem Projektschwerpunkt »Bauphysik Urbaner Oberflächen« aufgreifen. Innovative Beispiele sind z.B. schallabsorbierende Fassadenbekleidungen, die auch zur energetischen Sanierung der Gebäude beitragen. Die Nutzung einer extensiven Begrünung von Oberflächen mit ihrer durchweg positiven Wirkung soll dabei einen hohen Stellenwert einnehmen.

Stand des Projektes

Im Ergebnis zeigt das Projekt, welche Konzepte zur allgemeinen Beruhigung von Innenhöfen beitragen und wie durch ihre Kombination urbane und dennoch natürliche Naherholungsgebiete geschaffen werden können. Dabei unterstützt bspw. die vergleichsweise einfach umsetzbare und kostengünstige Montage von schallabsorbierenden Materialien an der Untersicht von Balkonen. Typisch für die beschriebene Innenhofsituation stellen Parkplatzbewegungen eine gewichtige Lärmquelle dar. Falls eine Umnutzung, z.B. in Grünanlagen, nicht möglich ist, können (niedrige) Lärmschutzwände und der Einsatz absorbierender Oberflächen Abhilfe schaffen. Abgeschirmte Dachflächen, schallabsorbierend verkleidete Durchgangsbereiche, aber auch Lärmbarriere vor Durchgängen sorgen für Schutz vor eindringendem Verkehrslärm in den Innenhof. Insgesamt konnten zahlreiche Ansatzpunkte und vielversprechende Maßnahmen zur Beruhigung von Innenhöfen betrachtet und deren Wirksamkeit durch praxisnahe Simulationsberechnungen nachgewiesen werden.

 Lärmkarte mit gemessenen Schalldruckpegeln
© Fraunhofer IBP
Akustische Ausgangssituation im untersuchten Quartier: Lärmkarte mit z. T. gemessenen Schalldruckpegelwerten (weiße Rechtecke, Angaben in [dB(A)]).
Differenz-Lärmkarte mit akustisch wirksamen Maßnahmen
© Fraunhofer IBP
Verbesserung der Ausgangssituation: Differenz-Lärmkarte mit akustisch wirksamen Maßnahmen.