Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP
Mit Lanca können Indikatorwerte berechnet werden, die die Wirkung von Prozessen auf verschiedene Ökosystemleistungen zeigen.
Die LANCA® Methode
Die Menschheit nutzt etwa die Hälfte der weltweit bewohnbaren Fläche für die Landwirtschaft. Die Landnutzung wird zunehmend nicht nur zu einer wissenschaftlichen, sondern auch zu einer politischen und gesellschaftlichen Diskussion. Um hierfür aus ganzheitlicher Sicht die Grundlagen zu bieten, müssen Landnutzungsaspekte bei der Durchführung einer Ökobilanz integriert werden. Nur so lassen sich alle relevanten Umweltauswirkungen eines Produktes oder einer Dienstleistung erfassen.
Die Abteilung GaBi verfügt über detailliertes Expertenwissen und ist Vorreiter bei der Integration von Landnutzungsaspekten in Ökobilanzen. Schon seit mehreren Jahren wird zusammen mit internationalen Partnern aus Industrie und Forschung an diesem Themenbereich gearbeitet. Dieses Wissen spiegelt sich in dem im Jahr 2010 veröffentlichten LANCA®-Framework (LANd Use Indicator Value CAlculation) wider. Seitdem wird LANCA® kontinuierlich weiterentwickelt und ist inzwischen die etablierteste Landnutzungs-Methode in der Ökobilanz.
In der aktuellen Version des Product Environmental Footprint (PEF, Version EF 3.1) stellt LANCA® die Grundlage für die Berechnung der Wirkungskategorie »Landnutzung« dar.
Als Berechnungstool erfasst LANCA® systematisch und quantitativ die Landnutzung und deren Auswirkungen in der Ökobilanz. Dabei werden Charakterisierungsfaktoren für verschiedene Wirkungskategorien berechnet (Erosionswiderstand, physio-chemische Filtration, Grundwasserneubildung, mechanische Filtration, organischer Bodenkohlenstoff und Biodiversität). Die Methode ermöglicht eine konsistente Bewertung von länderspezifischer bis hin zur standortspezifischen Ebene, da die Berechnung vollständig kartenbasiert stattfindet. Es werden sowohl durch Okkupation (Nutzung von Land) als auch durch Transformation (Veränderung der Landnutzung) hervorgerufene Wirkungen berechnet. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, die Berechnungen von Vordergrundprozessen auf Basis von Primärdaten durchzuführen.
Die daraus resultierenden Charakterisierungsfaktoren werden zu einem dimensionslosen Bodenqualitätsindex, dem sogenannten »Land Use – Soil Quality Index«, zusammengefasst. Derzeit fließen vier Charakterisierungsfaktoren (in dunkelblau) in diesen Index ein. Darüber hinaus wir aktuell an der Entwicklung eines Charakterisierungsfaktors, der die Biodiversität widerspiegelt, gearbeitet. Daraus wird ein weiterer Indikator der »Land Use – Biodiversity« entstehen, welcher in der nächsten PEF Version inkludiert wird.
Berechnung von LANCA Charakterisierungsfaktoren.
Die im Jahr 2023 ebenfalls in der Abteilung GaBi entwickelte BioMAPS-Methode (Biodiversity Multi-Scale Assessments of Product Systems) stellt einen fortschrittlichen Ansatz zur Bewertung der ökologischen Auswirkungen auf die Biodiversität dar. Die Anwendung der vorliegenden Methode erlaubt erstmals die Berücksichtigung der Auswirkungen auf die lokale, regionale und globale Biodiversität im Rahmen einer LANCA®-Analyse. Die BioMAPS-Methode basiert auf fundamentalen ökologischen, naturschutzfachlichen und technischen Anforderungen an Ökobilanzen. Sie bietet Anwendern der Lebenszyklusanalyse (LCA) einen kohärenten Rahmen zur Bewertung der Auswirkungen von Produktsystemen auf die Biodiversität. Das Hauptziel dieser Methode besteht darin, negative Auswirkungen durch die Identifizierung und Umsetzung konkreter Maßnahmen auf globaler, regionaler und lokaler Ebene zu mindern. Durch die Analyse auf drei verschiedenen Skalen erlaubt die BioMAPS-Methode eine detaillierte Darstellung der Auswirkungen auf die Biodiversität der evaluierten Produkte oder Systems bei gleichzeitiger Verfügbarkeit als in bestehenden Ökobilanzdaten verwendete Charakterisierungsfaktoren auf Länderdurchschnittsebene.
Detailliertere Informationen zur zugrundeliegenden Methode können unter den bereitgestellten Links heruntergeladen werden.
Die aktuelle Form der LANCA® Methode wird von der Europäischen Kommission im Rahmen der Berechnung des Umweltfußabdrucks für Produkte (PEF, Product Environmental Footprint [1]) in der Umweltkategorie Landnutzung empfohlen.
[1] Europäische Kommission: Single Market for Green Products Initiative – Product Environmental Footprint
Aus Transparenzgründen ist auch die alte Version der Berechnungsmethode inklusive der Charakterisierungsfaktoren weiterhin verfügbar (siehe unten).