Bauschutt: Das Ziel heißt Kreislaufwirtschaft statt Deponie

Bruchbeton
© Fraunhofer IBP

Die Baustoffindustrie verarbeitet alljährlich viele Millionen Tonnen an wertvollen Rohstoffen – anstatt auf aufbereitete bzw. recycelte Materialien zurückzugreifen. Besonders im Hochbau ist das der Fall. Ein Grund hierfür besteht in der besonderen Herausforderung, heterogene Reststoffströme – wie Bauschutt – in sortenreine, homogene Sekundärrohstoffe aufzutrennen. Um Bauschutt zukünftig vollständig aufzubereiten und wiederverwerten zu können, haben unsere Expertinnen und Experten bereits mehrere innovative Technologien entwickelt – und wir forschen selbstverständlich jeden Tag weiter.

Elektrodynamische Fragmentierung: Selektive Trennung von Beton

Bauschutt besteht überwiegend aus heterogenen Verbundwerkstoffen, insbesondere aus den Hauptbestandteilen Beton, Ziegel, Gips und Kalksandstein. Während herkömmliche mechanische Aufbereitungsverfahren Verbundmaterialien nicht selektiv zerkleinern, ermöglicht das Verfahren der elektrodynamischen Fragmentierung (EDF) die selektive Trennung. Im Fall von Beton können auf diese Weise Sand und Kies ohne Qualitätseinbußen vollständig von anhaftendem Zementstein befreit und erneut für die Herstellung von Frischbeton genutzt werden. Ein ähnliches Verfahren haben unsere Forscherinnen und Forscher auch bereits für Mauerwerksabbruch entwickelt.

BauCycle: Sortierung von feinkörnigem Bauschutt

Während sich große Bruchstücke von Beton, Ziegel, Mörtel oder Gipsplatten gut voneinander separieren lassen, ist die Sortierung von feinkörnigem Bauschutt im Zentimeter- bis Millimetermaßstab technologisch herausfordernd. In einem Verbundprojekt mit den Fraunhofer-Instituten für Materialfluss und Logistik IML, für Optotronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB sowie für Umwelt, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT ist es uns gelungen, ein vollautomatisiertes Sortierverfahren zu entwickeln, das für diese besondere Aufgabe geeignet ist.

Mit unserer Methode ist es möglich, Feinfraktionen (< 2 mm) sowohl nach Farbe als auch nach chemisch-mineralogischer Zusammensetzung zu sortieren. Das bedeutet: Es kann nicht nur roter Ziegel von grauem Beton, sondern auch Beton von Kalksandstein und Gips bzw. Porenbeton getrennt werden. Das Verfahren ist zudem »lernfähig« und kann um weitere Stoffe – wie z. B. spezielle Keramiken oder Glas – erweitert werden.

ENSUBA: Entsulfatisierung von Bauschutt

Eine oftmals unbekannte Folge des »Kohle-Ausstiegs« in Deutschland stellt das zu erwartende erhebliche Defizit an Gips dar: So werden derzeit jährlich über fünf Millionen Tonnen REA-Gips verarbeitet, der aus Rückständen von Rauchgasentschwefelungsanlagen (kurz: REA) gewonnen wird. Gleichzeitig müssen gipshaltige Reststoffe – wie z. B. Brech- und Siebsande oder andere Feinfraktionen der Bauschuttaufbereitung – aufgrund hoher Deponieklassen meist teuer entsorgt werden.

Mit unserem ENSUBA-Verfahren haben wir einen innovativen Weg gefunden, dieses »Dilemma« zu lösen und Synergien zwischen Aufbereitern und Gipsindustrie zu schaffen. Der nasschemische Prozess ermöglicht sowohl die selektive Entfrachtung von Sulfat aus heterogenen Gemengen als auch dessen anschließende Rückgewinnung in Form von reinem Gips.  

Lösungen finden für neue Herausforderungen

Die Aufbereitung von Bauschutt ist ein umfangreiches und vielschichtiges Themenfeld und reicht über die o. g. Aspekte Trennung, Sortierung und Entsulfatisierung hinaus. Deshalb stellen wir uns gern jeden Tag neuen Herausforderungen: So entwickeln wir beispielsweise ein Verfahren zur schnellen Detektion von Asbest. Sollten Sie vor diesen oder ähnlichen Fragen bzw. Herausforderungen zur Aufbereitung von Bauschutt stehen, kommen Sie gern auf uns zu – wir finden eine Lösung!

 

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