Ilse Aigner und Christian Bernreiter informieren sich beim Fraunhofer IBP in Valley
Ilse Aigner (CSU), Präsidentin des Bayerischen Landtags, und Christian Bernreiter (CSU), Bayerischer Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr, haben heute den Forschungscampus des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik IBP am Standort Holzkirchen besucht, um Einblicke in die jüngsten Entwicklungen zu erhalten. Der Rundgang durch die Forschungseinrichtungen stand unter dem Motto »Bauforschung für Deutschland in Bayern«. Prof. Dr. Gunnar Grün, stellvertretender Institutsleiter des Fraunhofer IBP, zeigte innovative und nachhaltige Lösungsansätze für die Herausforderungen unserer Zeit.
»Seit über 75 Jahren forschen wir anwendungsorientiert am Standort Holzkirchen. Im Fokus stehen momentan insbesondere nachhaltige Bauweisen und CO2-arme Baustoffe«, erklärt Grün. Ein Baustein für die Senkung des CO2-Ausstoßes in der Baubranche ist etwa die Nutzung von biobasierten Baustoffen oder der von Forschenden des Fraunhofer IBP entwickelte Carbon-Capture-Beton. Dieser bindet über die Verwendung von Pyrokohlen Kohlenstoff und reduziert damit den CO2-Fußabdruck so weit, dass ein klimaneutraler oder sogar klimapositiver Beton erzielt wird. »Ein erstklassiges Bauforschungszentrum mit einem riesigen Erfahrungsschatz und neuartigen Lösungsansätzen gibt es direkt vor unserer Haustür. Das müssen wir fördern und nutzen«, betont Aigner. »Unser Ziel ist es, den Forschungsstandort Bayern zu stärken und die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die in Valley Zukunftstechnologien entwickeln, bestmöglich zu unterstützen.«
Beim Rundgang durch die Labore und Versuchseinrichtungen hatten Aigner und Bernreiter die Möglichkeit, bei der Herstellung eines sogenannten LC3-Betons im Versuchsmaßstab dabei zu sein. Bei diesem wird Zementklinker durch calcinierte Tone ersetzt, was den CO2-Fußabdruck erheblich senkt. »Es ist beeindruckend zu sehen, wie die Bauforschung in unserer Region durch die Ideen kluger Köpfe aktiv zur Einhaltung der Klimaziele beitragen kann«, so Aigner. Durch die Zugabe von Pyrokohlen können weitere Anteile an Binder und Zuschlägen ersetzt werden – wobei der nachhaltige Baustoff in seinen technischen Eigenschaften und in puncto Festigkeit vergleichbar mit herkömmlichem Beton ist. Davon konnten sich die beiden Politiker anhand verschiedener Materialproben selbst überzeugen.
Auch der Bayerische Bauminister setzt auf die Innovationskraft der Forschenden. »Angesichts der aktuellen Krise in der Bauwirtschaft braucht es von allen Seiten neue Impulse. Als Freistaat haben wir bereits reagiert und zahlreiche Maßnahmen umgesetzt, wie etwa Anpassungen in der Bayerischen Bauordnung, Modellvorhaben beispielsweise zum seriellen Bauen oder Förderinitiativen wie den Wohnbau-Booster Bayern und das Bayern-Darlehen«, berichtet Bernreiter. »Wir sind immer offen für neue Ideen sowie innovative Projekte und begleiten daher aufmerksam, was das Fraunhofer IBP auf diesem Gebiet anstößt.«
»Wir stehen bereit, der Bauwirtschaft mit neuen Ideen aus der Krise zu helfen. Seit 1951 entwickeln wir praxisnahe und zukunftsfähige Lösungen, für immer neue Herausforderungen«, äußert sich Grün. Zunächst waren die Ressourcen in Folge des Zweiten Weltkriegs knapp und es bedurfte kreativer Lösungen für den schnellen Wiederaufbau, die am Standort Holzkirchen erforscht wurden. »Heute stehen wir vor neuen Herausforderungen«, betont Bernreiter. »Wir haben ambitionierte Ziele bei der Klimapolitik. Der Freistaat Bayern will bis 2040 klimaneutral sein. Dabei spielt die Baubranche und die Bauforschung eine entscheidende Rolle. Wir müssen verstärkt auf nachhaltige und innovative Baustoffe setzen und zugleich kostengünstiges Bauen ermöglichen. Hierzu leistet das Fraunhofer IBP mit seiner Forschungsarbeit einen wertvollen Beitrag.«.
Ebenso relevant für die Reduzierung der Emissionen ist die Nutzung erneuerbarer Energiequellen für den Gebäudebetrieb. Wie Büroräume über die Fassade autark versorgt werden können, schauten sich Aigner und Bernreiter am Beispiel der EE-Modulfassade an. Diese beinhaltet die technische Gebäudeausrüstung und versorgt sie mit regenerativer Energie, um die dahinter liegenden Räume zu heizen, zu kühlen und zu lüften. Möglich machen es eine in die Modulfassade integrierte PV-Anlage zur Energieerzeugung, eine Kleinstwärmepumpe zum Heizen und Kühlen sowie ein dezentrales Lüftungsgerät mit Wärmerückgewinnung. Mit dem System lassen sich Bestandsfassaden sanieren, aber auch Neubauten können nachhaltig und energieeffizient damit ausgestattet werden.
Den Abschluss des Rundgangs bildete ein Ausblick über das 8-Hektar große Bauforschungsgelände vom Dach eines mehrstöckigen Testgebäudes. Aigner und Bernreiter zeigen sich begeistert von den Potenzialen der neuen Baustoffe und betonen die Bedeutung von Innovationen, um den aktuellen Herausforderungen der Bauwirtschaft zu begegnen. »Die Entwicklung klimafreundlicher Baustoffe und Bauweisen ist von entscheidender Bedeutung, um unsere Klimaziele zu erreichen und den CO2-Fußabdruck der Bauindustrie zu verringern. Nur so können wir in Zukunft wirtschaftlich und nachhaltig bauen«, erklärt Bernreiter. »Ich werde mich weiterhin für die Unterstützung von Forschung und Entwicklung in diesem Bereich einsetzen und freue mich darauf, die Fortschritte dieser vielversprechenden Technologien schon bald in ersten Anwendungen zu sehen.«
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