Auftakt des »Leistungszentrums Mass Personalization«
Personalisierte Produkte zu Kosten der Massenproduktion
Am 3. Mai 2018 stellen die Fraunhofer-Gesellschaft und die Universität Stuttgart das »Leistungszentrum Mass Personalization« geladenen Gästen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik vor. Das Leistungszentrum erforscht interdisziplinär und branchenübergreifend Methoden, Prozesse, Produktionssysteme bis hin zu Geschäftsmodellen zur Herstellung personalisierter Produkte. Schirmherren der Veranstaltung sind das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg und das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.
Produkte auf Wunsch und nach Bedarf des Kunden so zu individualisieren, dass sie in der Stückzahl 1 zu Kosten der Massenproduktion hergestellt werden können, klingt paradox. Aber genau dieses Ziel hat sich das Leistungszentrum Mass Personalization gesteckt. Mit personalisierten Produkten soll eine neue Geschäftsbeziehung Business-to-User (B2U) entwickelt werden. »Individualisierung gilt als Megatrend in der Gesellschaft. Dazu gehört auch die Personalisierung von Produkten und Dienstleistungen, die wir zunehmend beobachten«, meint Professor Wilhelm Bauer, Institutsleiter des Fraunhofer IAO und Leiter des Instituts für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement (IAT) der Universität Stuttgart. »Massenpersonalisierung und B2U ermöglichen dabei ganz neue Geschäftsmodelle. Das ist eine Chance für die Unternehmen in Baden-Württemberg, neue Märkte zu erschließen.«
Vom Konsumenten zum »Prosumenten«
Waren die klassischen Geschäftsbeziehungen zwischen Unternehmen (Business-to-Business) und der Produktion von Massenwaren für Konsumenten (Business-to-Consumer) geprägt, beeinflussen künftig die Nutzer immer stärker die Produktgestaltung. Sie werden von Konsumenten zu sogenannten Prosumenten und so aktiv in die Wertschöpfung integriert (Business-to-User).
Mass Personalization beinhaltet insofern eine umfassende Neuausrichtung der Produktentstehung, die vom Aufbau eines ganzheitlichen Nutzerverständnisses bis zur nahtlosen Umsetzung in personalisierte Produkte und Dienstleistungen reicht. »Die Fähigkeit, personalisierte Produkte in Stückzahl 1 zu Kosten eines Massenprodukts und unter Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit zu entwickeln, zu designen und herzustellen, ist die zentrale Herausforderung«, weiß Professor Thomas Bauernhansl, Institutsleiter des Fraunhofer IPA und Leiter des Instituts für Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb (IFF) der Universität Stuttgart. »Unser Konzept ›Mass Personalization – Mit personalisierten Produkten zum Business-to-User (B2U)‹ hat drei Bedürfnisfelder identifiziert, von denen wir glauben, dass sie zukünftig eine zentrale Rolle spielen werden: Mobilität, Gesundheit und Wohnen. Daher sind diese drei Bereiche Schwerpunkte der Arbeit des Leistungszentrums«, so Bauernhansl weiter.
Professor Wolfram Ressel, Rektor der Universität Stuttgart, unterstreicht: »Personalisierte Produkte eröffnen branchenübergreifend neue Marktpotenziale. Wir werden im neuen Leistungszentrum zentrale Themen der Mass Personalization erforschen und bearbeiten. Die Expertise aller beteiligten Forschungseinrichtungen und Unternehmen wird dazu beitragen, attraktive und erfolgreiche Lösungen für die Wirtschaft bereitzustellen.«
So zum Beispiel das Fraunhofer IGB: »Das Institut stellt Firmen seine Expertise zu Biomaterialien für die Medizintechnik, in der personalisierten Diagnostik sowie zur Herstellung von Medizinprodukten und neuartigen Arzneimitteln zur Verfügung. Damit erfüllen wir für Industrie und Gesellschaft eine wichtige Aufgabe im Transfer wissenschaftlicher Ergebnisse in die Anwendung«, erläutert Dr. Markus Wolperdinger, Institutsleiter des Fraunhofer IGB.
Baden-Württemberg fördert Leistungszentrum mit fünf Millionen Euro
Die Landesregierung fördert den Aufbau des Leistungszentrums Mass Personalization mit fünf Millionen Euro. Die Förderung übernehmen das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau sowie das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst. »Personalisierte Lösungen werden durch die Digitalisierung einen weiteren Schub erhalten und somit für unsere Wirtschaft immer bedeutender. Die Fähigkeit zur Mass Personalization wird daher ein entscheidender Erfolgsfaktor für Unternehmen. Es ist jedoch insbesondere für kleinere und mittelständische Unternehmen eine Herausforderung, sich die Kompetenzen anzueignen, wie personalisierte Produkte effizient und flexibel bereitgestellt und entsprechende Wertschöpfungsketten aufgebaut werden können. Das Leistungszentrum soll die Unternehmen bei der Bewältigung dieser Herausforderungen unterstützen«, betont Wirtschafts- und Arbeitsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut. Wissenschaftsministerin Theresia Bauer ergänzt: »Individualisierte Produkte und deren Produktion bieten ein hohes Innovationspotenzial. Das Zentrum führt die bedeutende Tradition der Produktionswissenschaft am Standort Stuttgart in die Zukunft. Der Campus braucht diese Orte, an denen Innovationskultur gelebt wird«.
Die Fraunhofer-Gesellschaft und die Universität Stuttgart beteiligen sich an der Finanzierung. Darüber hinaus werben die beteiligten Institute zusätzliche fünf Millionen Euro Drittmittel aus der Wirtschaft ein, sodass insgesamt 12,5 Millionen Euro zur Finanzierung bereitstehen.
Forschungspartner im Leistungszentrum sind die vier Stuttgarter Fraunhofer-Institute IAO, IBP, IGB und IPA sowie acht Institute der Universität Stuttgart. Hinzu kommen umfassende Kooperationen mit zahlreichen Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen der Industrie. Durch die Bündelung zahlreicher Kompetenzen, die Standortnähe der beteiligten Institute und einem Netzwerk mit Industrieunternehmen verfügt das Leistungszentrum über die Kompetenzen, die für personalisierte Lösungen notwendig sind.
Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP
Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA
Universität Stuttgart, Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement (IAT)
Universität Stuttgart, Institut für Akustik und Bauphysik (IABP)
Universität Stuttgart, Institut für elektrische Energiewandlung (IEW)
Universität Stuttgart, Institut für Grenzflächenverfahrenstechnik und Plasmatechnologie (IGVP)
Universität Stuttgart, Institut für Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb (IFF)
Universität Stuttgart, Institut für Sport- und Bewegungswissenschaft (INSPO)
Universität Stuttgart, Institut für Steuerungstechnik der Werkzeugmaschinen und Fertigungseinrichtungen (ISW)
Universität Stuttgart, Institut für Strahlenwerkzeuge (IFSW)
Weitere Informationen
- Presseinformation als PDF (ipa.fraunhofer.de)
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