Simuliertes Abheben mit einer Turboprop-Maschine

Mitte Januar machte sich in Neapel ein Schwerlasttransporter auf den langen Weg über die Alpen nach Bayern. Beladen war er mit dem Rumpfsegment eines Regionalflugzeugs des Herstellers Leonardo und geliefert wurde dies an das Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP, rund 30 Kilometer südlich von München. Dort wurde es per Kran in einer großen Halle platziert, um im Rahmen des Clean Sky 2-Programms »Regional« Technologiedemonstrator für Probandenversuche zum Kabinenkomfort zu werden. Der Startschuss für die Testreihe fiel in der ersten Märzwoche, das »Clean Sky 2«-Projekt wurde im April beendet.

Anlieferung Leonardo Rumpfsegment
© Fraunhofer IBP
Anlieferung des Rumpfsegments in einer Halle des Fraunhofer IBP Holzkirchen.
Anlieferung Leonardo Rumpfsegment
© Fraunhofer IBP
Außenansicht des Rumpfsegments.

Anfang März fand ein Probelauf für die Testkampagne »On Ground Regional Passenger Cabin Demonstrator« statt, bevor nachfolgend die offizielle Probandenstudie begann. Die Teilnehmenden erlebten einen kompletten simulierten Flug, vom Empfang am Terminal, bis hin zum Boarding des Demonstrators und dem Aufenthalt in der Kabine. Während des simulierten Flugs sorgten eingespielte Geräusche und Vibrationen für den typischen Kabinensound und das leichte Schütteln der Sitze. Während der verschiedenen Flugphasen (Start, Flug, Landung) wurden die Probanden regelmäßig zu ihrem wahrgenommenen Komfort befragt, der den thermischen, akustischen, ergonomischen, visuellen und Vibrationskomfort umfasst. Das Testverfahren beinhaltet sogar den Service an Bord während der Reisephase. Ein externes Belüftungssystem bildet das Environmental Control System (ECS) detailliert nach und versorgt den Demonstrator mit Frischluft. Im Inneren der Kabine werden komfortrelevante Parameter wie Temperaturen, CO2-Gehalt und relative Luftfeuchtigkeit kontinuierlich überwacht.

An der Planung und Umsetzung des On-Ground Regional Passenger Cabin Demonstrators waren verschiedene Unternehmen aus der europäischen Aerospace-Industrie beteiligt. Leonardo als Hauptverantwortlicher orchestrierte die verschiedenen Integrationszweige. Das Verbundvorhaben CASTLE, koordiniert durch die Firma Geven, lieferte die Innenausstattung der Kabine, das Projekt NADiA, geleitet von Diehl Aviation, zeichnete für die ECS-Kanäle verantwortlich. Die Firma itap entwickelte das Geräusch- und Vibrationssystem und erfasste mit den Partnern LMU München, TU Delft und Nottingham Trent University im Vorhaben ComfDemo den derzeit erlebten Komfort in einem gecharterten Turboprop-Rundflug. Im letzten Schritt integrierte das Fraunhofer IBP den Demonstrator schließlich in ihre Flight Test Facility am Standort Valley bei Holzkirchen und führte die Probandentests durch.

Die Tests ermöglichten den Forschenden die Validierung des innovativen Kabinendesigns, indem Rückmeldungen von 73 externen Probanden eingeholt wurden. Auf diese Weise ermöglichte das Clean Aviation Programm den Aufbau einer Demonstrationsplattform vor Ort, die die Untersuchung neuartiger Technologien im Bereich des menschenzentrierten Designs ermöglicht.

Auf den Demonstrator warten bereits neue Herausforderungen: Im Kontext des mehrelektrischen und Wasserstoff-betriebenen Fliegens soll er im Clean Aviation Programm der europäischen Union eine der Demonstrationsplattformen für das thermische Management der damit verbundenen Technik werden.

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