Akustik in der Online-Lehre

Voll gedrängte Hörsäle, aus allen Nähten platzende Seminarräume – war es vor der Pandemie normal, sich für die Lehrveranstaltungen in die Uni oder die Fachhochschule zu begeben, verlagerte sich während des Lockdowns alles auf Online-Formate. Geblieben ist eine Art Hybrid-Lehre, in der vor-Ort-Angebote mit Online-Kursen kombiniert werden.

Masterarbeit zu Akustik in der Online-Lehre
© Fraunhofer IBP
Versuchsplatz mit Rechner und Abhörstation inklusive Kopfhörer am Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP in Stuttgart.

Höhere Abspielgeschwindigkeit? Keine gute Idee!

Doch was macht die Online-Lehre mit den Studierenden? Dieser Frage näherte sich eine Masterarbeit, die im Online-Studiengang Master Online Akustik der Universität Stuttgart geschrieben und vom Fraunhofer IBP betreut wurde. 355 Studierende aus 24 unterschiedlichen Hochschulen wurden befragt, um den aktuellen Stand an den Universitäten zu erheben. Welche Systeme nutzen die Lehrenden am häufigsten, welches Abspielmedium wiederum die Studierenden? In welcher raumakustischen Umgebung sehen sich die Teilnehmenden die Online-Formate an? Welche Faktoren sind für sie relevant?

An den Hörversuchen nahmen 32 Probanden teil. »In diesen Versuchen wurden die akustischen Bedingungen, welche die Studierenden als relevant angegeben haben, genauer untersucht«, sagt Benjamin Müller, Wissenschaftler am Fraunhofer IBP und Betreuer der Masterarbeit. So gaben 67 Prozent der Studierenden in der Umfrage an, die Lehrveranstaltungen in einer erhöhten Abspielgeschwindigkeit anzuhören. Die Forschenden nutzten ein standardisiertes Verfahren für die Tests, über die sie messen konnten, wie viele Inhalte die Probanden bei normaler und erhöhter Abspielgeschwindigkeit im Anschluss wiedergeben konnten. Das – kaum überraschende, aber dennoch interessante – Ergebnis: Es waren signifikante Unterschiede zu sehen, bei erhöhter Abspielgeschwindigkeit verankerten sich die Inhalte deutlich schlechter im Gedächtnis.
 

Raumakustik: Ein wichtiger Faktor

Große Wichtigkeit kommt auch der bau- und raumakustischen Qualität der Umgebung zu. So gaben knapp 30 Prozent der Befragten an, dass sie sich beim heimischen Konsumieren von Online-Lehre von Verkehrslärm gestört fühlen. Nachbarschaftslärm empfanden 27 Prozent der Befragten als störend, Baulärm knapp 18 Prozent.
 

Die Audioqualität muss stimmen

»Wichtiger als das Sehen der Präsentation oder eine gute Videoverbindung ist den meisten Studierenden die Audioqualität: 69 Prozent gaben diese als elementarsten Punkt an«, betont Müller. Die visuelle Präsentation dagegen erachteten weniger als 30 Prozent als wichtig. Was der Hörversuch ebenfalls offenlegte: Es gibt einen Zusammenhang zwischen der wahrgenommenen Audioqualität und der empfundenen Anstrengung. Je schlechter die Sprachverständlichkeit und die Akustik, desto anstrengender wird das Zuhören empfunden. »Dazu gehört nicht nur eine gute Online-Akustik, sondern auch eine gute Raumakustik auf der Seite der Dozierenden«, fasst Müller zusammen. »Das Thema ist und bleibt relevant – auch dann, wenn wir verstärkt ins Digitale gehen.« Doch, auch das ergab die Befragung: In jedem Fall ist Lehre in Präsenz wünschenswert: Über die Hälfte der befragten Studierenden gab an, dass sie Präsenzvorlesungen spontan als am effektivsten für ihr Studium bezeichnen würden.

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