Die Wilde Klimawand

Ansicht der Strukturvielfalt an der Wilden Klimawand
© Eva Bender / Institut für Ökologie und Landschaftsplanung (ILPÖ)
Strukturvielfalt der Wilden Klimawand.

Bei der Wilden Klimawand handelt es sich um ein innovatives Grünfassadensystem zur Förderung der Biodiversität und Klimaresilienz in urbanen, hochverdichteten Räumen. Die Wilde Klimawand weist durch die Integration von einheimischen Wildstauden, Kräutern und Gräsern sowie gezielt darauf abgestimmte modulare Habitatsysteme (= Brut- und Nistplätze für Wildbienen, Vögel sowie Fledermäuse) eine für Vertikalbegrünungen bisher einzigartige, heterogene Pflanzen- und Strukturvielfalt auf. 

Projektziele

Kern des Projekts bildet die Entwicklung und Erprobung der Wilden Klimawand. Das Grünfassadensystem unterstützt neben klimaregulierenden Ausgleichsfunktionen auch das gesunde Wachstum von heterogenen Pflanzenbeständen sowie die Erhöhung des Strukturreichtums zur Schaffung von qualitativen Habitaten für Wildbienen, Vögel und Fledermäuse.

Die Flora der Wand wird auf die Anforderungen der Wildbienen, Vögel und Fledermäuse angepasst und zeichnet sich allem voran durch eine hohe Arten- und Strukturvielfalt aus. Die mikroklimatischen Auswirkungen der Wand werden messtechnisch erhoben und analysiert. Der Fokus liegt nicht nur auf der Erfassung des Kühlpotentials der Klimawand auf die Umgebung, sondern auch auf der Identifizierung der hygrothermischen Bedingungen in den Habitatstrukturen.

Die Wirkungen des Systems werden mit den Anforderungen eines gesunden Mikroklimas für Mensch, Flora und Fauna in Bezug gesetzt. Dadurch können einerseits die Potentiale zur Reduzierung von Hitzebelastungen identifiziert und andererseits die Habitatqualitäten für die urbane Flora und Fauna gezielt optimiert werden.

Stand des Projekts

Nach der Installation und Erprobung der Funktionsweise der Wilden Klimawand, konnte nachgewiesen werden, dass die Ökosystem- und Artenvielfalt im Bestand signifikant erhöht wird. Auf den ca. 120 m² Versuchsflächen kamen über 70 unterschiedliche Pflanzenarten zum Einsatz. Die Pflanzenauswahl und die eingesetzten Habitatsysteme wurden dabei auch auf die vorhandene Artenvielfalt der Bestandsumgebung sowie die bisher nicht ausgeschöpften Potenziale zur Förderung von Biotoptrittsteinen in der Umgebung angepasst. Bereits nach knapp einem Jahr hat sich die floristische Artenvielfalt an der Wand weiter erhöht, da sich eine ökologisch wertvolle Spontanvegetation bspw. mit dem Gemeinen Löwenzahn, der Acker-Gänsedistel oder der Große Brennesel auf der Wand angesiedelt hat. Wenige Wochen nach der Installation konnten weiter zahlreiche Tiere, darunter viele wichtige Bestäuberinsekten, wie verschiedene Wildbienen-, Schwebfliegen- und Schmetterlingsarten, an der Wand gesichtet werden. Auch die Funktionalität der Habitatsysteme konnte nachgewiesen werden: Neben vielzähligen Nistverschlüssen unterschiedlicher Wildbienenarten sowie dem Ansiedeln der heimischen Hornisse wurden brütende Singvögel in der Wand beobachtet.  

Projektpartner

  • Institut für Akustik und Bauphysik (IABP) der Universität Stuttgart 
  • Institut für Ökologie und Landschaftsplanung (IÖL) der Universität Stuttgart 
  • Helix Pflanzensysteme GmbH
Wildbiene an der wilden Klimwand
© Melina Wochner / Institut für Akustik und Bauphysik (IABP)
Wildbiene am Pollensammeln an der Blüte des Purpur-Leinkraut.
Amseljunges in der Wilden Klimawand
© Pia Krause / Fraunhofer IBP
Amseljunges an der Wilden Klimawand.