Laute Motorräder
Auf dem Fahrzeugprüfstand des Fraunhofer IBP wurden systematische akustische Untersuchungen an sieben repräsentativen Motorradklassen sowie einem E-Motorrad durchgeführt. Zusätzlich wurden zwei der acht Fahrzeuge mit einer zuschaltbaren Klappenauspuffanlage untersucht. Die Verwendung des Fahrzeugprüfstands ermöglicht erstmals die Bestimmung der Schallpegel bei vergleichbaren und reproduzierbaren Fahrzuständen für das gewählte Ensemble und ließe sich um weitere Fahrzeuge beliebig erweitern.
Für die gewählten Fahrzeuge wurden Standgeräuschmessungen bei halber Drehzahl, wie sie auch die Polizei bei Kontrollen anwendet, durchgeführt. Die so ermittelten Werte auf dem Prüfstand decken sich im Wesentlichen mit den Angaben in den Zulassungspapieren. Da für Standgeräusche aktuell keine gesetzlichen Obergrenzen existieren, sind hier oft hohe Werte zu finden, die aber nicht einsetzbar sind für mögliche Fahrbeschränkungen. Auch zeigen die Messungen über den gesamten Drehzahlbereich noch deutlich lautere Geräusche. Mit weiteren Untersuchungen bei »moderaten« Fahrten mit konstanter Geschwindigkeit und »extremen« bei Volllast-Beschleunigung in allen Gängen konnte eine breite Datenbasis tatsächlich vorhandener Pegel und deren teils erheblichen Unterschiede ermittelt werden.
Der Vergleich zwischen Abgasanlagen mit Klappensystemen zeigte, dass mit ein und demselben Fahrzeug der »Sound«, aber auch der Pegel deutlich beeinflussbar sind. Probleme entstehen bei Fahrzeugen mit selbstregelnder Abgasklappe, wenn diese bei einer Geschwindigkeit von z.B. 40 km/h lauter sind als bei 50 km/h und damit zunehmend städtische, auch mit Lärmminderung verbundene Tempolimits konterkarieren.
Weiterhin bestimmt die Gangwahl den Pegel zum Teil erheblich. Allein der Unterschied zwischen erstem und zweitem Gang bei voller Beschleunigung liegt für einzelne Fahrzeuge bei mehr als 5 dB(A). Noch höher fallen die Unterschiede bei »moderater« zu »extremer« Fahrweise mit 3 dB(A) bis zu 14 dB(A) aus. Diese Pegelunterschiede sind überwiegend vom Fahrer beeinflussbar. Hier liegt einiges Potenzial im Spannungsfeld zwischen Fahrspaß und dem akustischen Wohlfühlfaktor von betroffenen Anwohnern.
Die Ergebnisse dieser Untersuchungen schaffen damit die Datenbasis für eine sachliche Diskussion und die Grundlage für gezielte rechtliche Einflussnahme zur spürbaren Reduzierung der Lärmbelastung durch Motorräder im Straßenverkehr.
Leise Reifen
Die Markterhebung zu Reifen wurde anhand der frei verfügbaren Datenbank EPREL durchgeführt. In ihr registrieren die Hersteller ihre Reifen inklusive der auf dem Reifenlabel genannten Eigenschaften. Die Studie konnte auf insgesamt über 145.000 Einträge zurückgreifen und damit eine Verteilung der drei wesentlichen Kriterien Kraftstoffeffizienz, Nasshaftung und externe Rollgeräusch ermitteln. Für Sommerreifen konnten annähernd 6.000 Reifen ermittelt werden mit der besten Kategorie A im Reifengeräusch. Bei über 300 Reifen waren in allen drei genannten Kategorien die beste Einstufung A zu finden, wobei selbst günstige Modelle vertreten waren. Damit stehen umweltbewussten Verbrauchern leise Reifen zur Verfügung, ohne dass auf Effizienz und Haftung verzichtet werden müsste.
Die repräsentative Befragung von über 300 Fahrzeughaltern aller Altersgruppen und Geschlechter ergab indes, dass das Reifenlabel zwar bekannt, aber vor allem das Kriterium Reifengeräusch am wenigsten erkannt wird. Auch die Möglichkeit über den Barcode detaillierte Information aus der EPREL-Datenbank abzufragen war nicht bekannt. Eine Stichprobe beim Reifenhandel ergab weiterhin, dass das Thema Reifengeräusch in der Beratung praktisch keine Rolle spielt. Als Handlungsempfehlung und Strategie im Kontext der Lärmminderung lässt sich daraus ableiten, dass die Wahlmöglichkeit für leise Reifen weiter propagiert werden muss. Denn der Entscheidungsbereich des Verbrauchers beschränkt sich auf die Wahl leiser Reifen, um aus seiner Sicht aktiv zum Umweltschutz bzw. zur Lärmminderung beizutragen. Mit Hilfe geeigneter Informationsformate, die diese Zusammenhänge aufzeigen und das Reifenlabel hinsichtlich des Reifengeräuschs transparent machen, kann das Bewusstsein für den Lärmschutz und die Motivation der Verbraucher zur Entscheidung für leise Reifen geweckt werden.