Stadtplätze dienen als Aufenthaltsorte im öffentlichen Raum, bieten Platz für verschiedene Nutzungen und sind daher von zentraler Bedeutung für die Bevölkerung. Angesichts der zunehmenden Hitzebelastung in urbanen Räumen ist es notwendig, Stadtplätze resilienter gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels zu gestalten, um so den thermischen Komfort und somit die Aufenthaltsqualität nachhaltig zu verbessern. Im Rahmen des BUOLUS-Projekts wurden bereits temporäre Anpassungsmaßnahmen auf dem Reallaborplatz Salzstadel in Rosenheim umgesetzt, die messtechnisch begleitet wurden, darunter ein begrüntes, multifunktionales Sitzelement.
Um weitere, geeignete Hitzeanpassungsmaßnahmen für den Salzstadel zu identifizieren, wurden für den Stadtplatz verschiedene Szenarien mit Hilfe des Stadtklimamodells PALM-4U simuliert (vgl. Abbildung 1). Der Fokus der Klimasimulationen lag dabei auf der Verbesserung des thermischen Komforts am Tag und der Abkühlung des Platzes in der Nacht.
Als relevante Parameter wurden hierbei Luft- und Oberflächentemperatur, Windgeschwindigkeit und -richtung sowie der Komfortindex UTCI (Universal Thermal Climate Index – UTCI) berücksichtigt. Der UTCI ermöglicht eine umfassende Bewertung der thermischen Bedingungen tagsüber im Freien und integriert meteorologische Parameter wie Wind, mittlere Strahlungs- und Lufttemperatur. Insgesamt wurden zehn Maßnahmen untersucht, wobei ein Ursprungsszenario (Parkplatzsituation mit vollständiger Versiegelung bis zum Jahr 2009) mit minimalem und ein Extremszenario (Simulation mit umfassender Umgestaltung) mit maximalem Effekt konzipiert wurden, um die simulierte Wirkung der einzelnen Maßnahmen einzuordnen. Dieser Bezugsrahmen ist in Abbildung 2 dargestellt.
Die Ergebnisse zeigen, dass das Ursprungsszenario mit einer vollständigen Versiegelung und ohne Bäume zu ungünstigeren klimatischen Bedingungen führt, während das Extremszenario deutliche Verbesserungen aufweist. Maßnahmen der vertikalen Oberflächengestaltung, wie die Begrünung der umliegenden Gebäudefassaden, ergaben keine signifikante Auswirkung auf die betrachteten Zielgrößen. Ursächlich hierfür ist die im Simulationsprogramm gewählte, für die Darstellung der Prozesse zu grobe, Auflösung. Effizienter erwiesen sich Änderungen der horizontalen Oberflächeneigenschaften wie Albedo und Entsiegelung. Insbesondere die Implementierung von Wasserflächen sowie die Umnutzung der Straßen durch Entsiegelung, Begrünung und Neupflanzungen von Bäumen, trugen zur Verbesserung des thermischen Komforts und der nächtlichen Abkühlung bei.
Außerdem wurde ersichtlich, dass eine flächige Maßnahmenumsetzung über den gesamten Platz hinweg effektiver sind als „punktuelle“ Maßnahmen, die nur im Hauptaufenthaltsbereich in der Mitte des Platzes umgesetzt werden. Zudem sollten die Maßnahmen je nach Tageszeit unterschiedlich bewertet werden, da sie unterschiedliche Wirkungen erzielen. Während bspw. große Baumgruppen tagsüber Schatten und Verdunstungskühle spenden, können sie nachts den Luftaustausch beeinträchtigen und Wärme unter ihrem Kronendach speichern. Um den Stadtplatz weiterhin den verschiedenen Nutzergruppen gerecht zu gestalten, gleichzeitig aber die Aufenthaltsqualität zu erhöhen, wurde auf Basis der Simulationsergebnisse eine Maßnahmenkombination aus Wasserflächen und einer Straßenumnutzung empfohlen.
Durch die Simulationen konnten die Praxistauglichkeit von PALM-4U getestet und wertvolle Erkenntnisse über die Wirksamkeit verschiedener städtebaulicher Maßnahmen zur Verbesserung des thermischen Komforts und der nächtlichen Abkühlung gewonnen werden. Eine Übertragung der Maßnahmen auf Stadtplätze in anderen Kommunen ist grundsätzlich möglich. Allerdings müssen sie mit den örtlichen Gegebenheiten abgestimmt werden, da jede Stadt ein individuelles Mikroklima besitzt, das stark von der städtebaulichen Strukturund den lokalen Windverhältnissen abhängt.
Die Ergebnisse wurden im Sommer mithilfe von Plakaten am Platz Salzstadel ausgestellt.
Eine Zusammenfassung der Simulationsergebnisse, der verschiedenen Szenarien und detailliertere Informationen zur Stadtklimasimulation sind in den nachfolgenden drei Grafiken dargestellt.