Typhaboard - eine innovative Lösung zur Innendämmung
In Bulgarien liegt, wie in vielen Staaten Mittel- und Osteuropas, ein hoher Anteil der Gesamtwohnfläche in Form von Einheiten in großen, vielgeschossigen Gebäuden mit vielen Parteien vor. Dabei befinden sich, anders als in Deutschland, ein Großteil der Einheiten im Eigentum der Bewohner. Dieser Umstand blockiert ihre dringend gebotene thermische Sanierung insofern, als eine üblicherweise erfolgende Außendämmung wegen der fehlenden Einigkeit so vieler Parteien nur schwer zustande kommen kann. Eine geeignete Alternative hierfür ist die Innendämmung, weil sie unabhängig von einem Konsens der Eigentümergemeinschaft angebracht werden kann. Zu bedenken bei dieser Lösung ist aber, dass eine Innendämmung bauphysikalisch wesentlich anspruchsvoller ist. Bei ungeeignetem Material und/oder unsachgemäßer Verarbeitung kommt es leicht zu gravierenden Bauschäden wie z. B. Schimmelpilzwachstum. Eine mögliche Alternative stellt die Verwendung eines innovativen, natürlichen Baustoffs aus Rohrkolben – dem Typhaboard – dar. Diese soll nun im Rahmen eines durch die DBU (Deutsche Bundesstiftung Umwelt) geförderten Projekts untersucht werden.
Thema des aktuellen DBU-Vorhabens ist die „Prüfung der Übertragbarkeit eines neu entwickelten, innovativen, nachhaltigen Baustoffs zur thermischen Sanierung von Mehrfamilienhäusern mit Kleineigentümerstruktur in Bulgarien“. Der Rohstoff Typha ist in weiten Teilen Osteuropas (so auch in Bulgarien) heimisch und bildet dort zuweilen riesige Bestände (z.B. entlang der Donau). Sie sind u.a. bei hoher Nährstoffbelastung der Gewässer durch Überdüngung bei der konventionellen Landwirtschaft hoch produktiv (ca. 15 t/ha trockene Pflanzenmasse) und tragen zu Gewässerreinigung, Erosionsreduzierung, Hochwasserschutz und Biotopbildung bei. In dem vorliegenden Projekt soll eine qualifizierte wissenschaftlich basierte Aussage über die Eignung des Typhaboards für Innendämmmaßnahmen im Mehrparteienwohnungsbau in Bulgarien erzielt werden. Dazu werden Wissenspakete aus den Bereichen Bauforschung, Agrarwissenschaften, Sozial- und Marktforschung und der Politikwissenschaften in die IST-Situation des bulgarischen Mehrfamilienhauswohnungsbaus umgesetzt. Das Ergebnis wird eine, an die bulgarischen Gegebenheiten angepasste, Lösung für die nachhaltige Gebäudebestandsoptimierung und Werterhöhung sein.
In zwei vorhergehenden von der DBU geförderten Vorhaben („Rohrkolbenanbau in Niedermooren – Integration von Rohstoffgewinnung, Wasserreinigung zu einem nachhaltigen Nutzungskonzept“ AZ 10628 und „Neuer Baustoff für umweltfreundliche und bautechnische Sanierung in der Denkmalpflege“ AZ 27918) wurden bereits zum Einen die Kultivierbarkeit von Typha in Deutschland aufgezeigt und zum Anderen die Vorteile und der Nutzen des daraus hergestellten Baustoffs in Form einer tragfähigen und zugleich dämmenden magnesitgebundenen Typhaplatte (Typhaboard) nachgewiesen. Das Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP hat die Entwicklung und Optimierung des neuartigen Baustoffs maßgeblich unterstützt und im Rahmen der beispielhaften Anwendung bei einem Fachwerkgebäude in Nürnberg bauphysikalische Fragestellungen bearbeitet und die Maßnahme messtechnisch begleitet.
Das aktuelle Vorhaben wird von folgenden Kooperationspartnern durchgeführt:
- Fraunhofer IBP
- Fraunhofer MOEZ
- typha technik Naturbaustoffe
- University of Structural Engineering & Architecture (VSU) – Sofia
- Sienit Holding
Weitere Informationen zum Typhaboard:
- Neuer tragfähiger und dämmender Baustoff aus Rohrkolben (Typha)
- Presseinformation: Baustoff aus Typha punktet durch vielfältige Qualitäten
- Forschung im Fokus: Rohrkolben – ein zukunftsträchtiger und dämmender Baustoff
- http://www.typhaboard.com